Traurig, aber wahr: bei der Digitalisierung musste Corona helfen!

Seit mittlerweile 8 Jahren haben wir uns spezialisiert auf die Digitalisierung der Ausbildung. Digitale Lerneinheiten, digitale Unterstützung von Ausbildungsabläufen sollten nicht nur Ergänzung des Lernens in Raum und Zeit sein. Sie sollten auch Impulse liefern für Innovationen und die Auszubildenden und dualen Studenten von Unternehmen in die Lage versetzen, digitale Grundkompetenzen zu bilden.

Was haben wir uns auf Konferenzen Mühe gegeben, Personaler und Bildungsverantwortliche zu überzeugen. Meistens gelang das bis zu dem Stadium, in dem Controller und Bedenkenträger hinzu kamen. Wann denn der Return of Invest käme (für Bildung würden wir eher mit dem Return of Education rechnen)? Oder die Direktionen und Geschäftsführungen keine Vorstellung entwickeln konnten, wozu so etwas denn gut sein sollte.

Zusätzlich und von überall zu jeder Zeit mit Lernplattformen lernen? Geht nicht, weil die IT-Sicherheit Bedenken hat und es an vielen ländlichen Standorten kein schnelles Internet gibt.


Nur mit dieser Haltung konnte es gelingen, dass viele private Arbeitsplätze mitunter besser ausgestattet waren, als die betrieblichen. Zum Ende der zweiten Dekade gab es dann doch eine Reihe Unternehmen, die in die Zukunft investieren, oder zumindest einmal ausprobieren wollten. Zu dieser Zeit kam dann die Umsetzung der DSGVO mit eilfertigen Datenschützern, die sogar hinter einem Mobilfunk-Konto Datenschutz-Verstöße vermuteten. Mit deutscher Gründlichkeit haben wir dann alle mehrfache Bögen auf Papier ausgefüllt und diese x-mal unterschrieben. Bildungsplattformen in einer Schule? Das war so etwas wie Science Fiction.

Wir waren einfach zu satt, zu selbstverliebt in immer mächtiger werdenden Bürokratien, als dass ein digitaler Innovationsschub das Land erfassen konnte.

Nun hat das kleine Virus Corona innerhalb von wenigen Wochen geschafft, was wahnsinnig viele Change-Projekte nicht umsetzen konnten: Plötzlich drehen sich die Diskussionen um ganz andere Fragen:

  • Mit welchen Programmen können wir die Videokonferenz durchführen? (leider wenige deutsche Anbieter dabei), 
  • Wie können die MitarbeiterInnen sicher aus dem Homeoffice arbeiten?
  • Wann funktioniert endlich die Lernplattform?
  • Wie kann man eine behördliche Angelegenheit per Cloud-Zugriff erledigen (einem Amt einen Antrag per E-Mail senden geht ja mittlerweile)?
So schnell hat die Arbeitswelt schon lange keine Veränderung mehr erlebt. Die "Wirtschaft im Corona-Modus" ist ein gewaltiges Experiment, das zeigen wird, wie die digitale Welt funktionieren kann. Natürlich werden nicht alle Mitarbeiter anschließend von zu Hause arbeiten. Und natürlich wird es irgendwann auch wieder Dienstreisen geben.

Ämter und Behörden werden ihre Papierakten nicht aufgeben. Und auch die Datenschützer und Arbeitssicherheitsfachkräfte werden irgendwann wieder berechtigte Bedenken äußern dürfen. Nichtsdestotrotz erleben aktuell Millionen von MitarbeiterInnen und Tausende von Unternehmen, wie sich der radikale Flug in die digitale Zukunft anfühlt. Und das wird sich nicht so einfach wieder zurückdrehen lassen.

Übrigens sind wir stolz darauf, dass die Prozesse und Systeme unserer Kunden den Stresstest bestanden haben. Denn schließlich ist es ein Unterschied, ob in einem Projektmodus Lernplattformen sukzessive genutzt werden, oder ob 500 Lernende mal eben von einem Tag auf den anderen aus dem Home-Office darauf zugreifen. Alles hat planmäßig funktioniert.

Wünschen  wir uns allen, dass wir digital, aber vor allem gesund diese nun fast zwei Jahre andauernde, Krise überstehen.

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