MOOC: Fluch oder Segen?

Was ist ein MOOC? Zunächst natürlich ein „massiv open online course“, zu deutsch: großer offener online Kurs. Diese Kurse haben auch in Deutschland eine gewisse Popularität erreicht und werden im Moment stark diskutiert. Dabei schwankt die Diskussion zwischen großer Euphorie und totaler Ablehnung.

MOOCs sind Kurse, die von Anbietern, wie zum Beispiel Hochschulen, kostenfrei für Jedermann angeboten werden. Sie umfassen in der Regel ein Thema, welches durch Online-Vorlesungen (zumeist Videos), Literaturempfehlungen, Übungen und Tests vermittelt wird und in der Regel mit einer Online-Prüfung endet.

MOOCs bauen auf der dezentralen Infrastruktur des Internets auf und stellen die persönliche Eigenverantwortung der Lernenden in den Mittelpunkt. Es erfolgt keine Betreuung durch die Organisatoren. Die Lernenden nutzen in der Regel das Internet durch Blogs und Foren, um sich untereinander über ihre jeweiligen Lernprozesse auszutauschen. 

Jeder kann sich also tatsächlich z. B. an einer Hochschule einschreiben und einen Kurs online belegen. Wie könnte das praktisch aussehen? Ein Interessent schreibt sich online in einen Kurs ein. An einem Montag um 18:00 Uhr erfolgt für jeweils 45 Minuten eine Vorlesung. Die Lernenden erhalten dann Literatur-Empfehlungen und Aufgaben und nach einem erfolgreichen Online-Test können Sie am nächsten Montag fortsetzen. Nach einigen Monaten können Sie dann eine Prüfung absolvieren. Das ganze ist in der Regel kostenfrei; gegebenenfalls lässt sich der Anbieter das Zertifikat bezahlen.

Die Euphoristen jubeln: erstmals ist es jedem Menschen möglich, mediale Fähigkeiten zu erwerben und gleichzeitig Kurse im Internet in absoluter Selbstverantwortung zu belegen. 

Und genau da liegt das Problem, sagen die Kritiker. Aus seriösen Untersuchungen der Jahre 2013/2014 ist bekannt, dass weit weniger als 10 % der Teilnehmer dieser Kurse das Kursende oder sogar das Lernziel erreichen. Den meisten Menschen fehlt neben der Selbstdisziplin auch die Erfahrung in Lernprozessen. So ermittelte zum Beispiel die Uni Kaiserslautern in einer Evaluation, dass über 85 % der erfolgreichen Teilnehmer eines MOOC über einen Hochschulabschluss, beziehungsweise sogar eine Promotion verfügen, also Personen, die selbstorganisiertes Lernen gewohnt sind. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie diese Kurse auf Dauer finanziert werden können.

Wir glauben, dass MOOCs ein Segen sind. Aber nicht als Zentrum von Bildungsbemühungen, sondern als Ergänzung von kompetenzorientiertem Lernen, in einem Mix aus Präsenzveranstaltungen, Lernen am Arbeitsplatz und eben Online-Lernen. Dann wären wir also wieder beim guten alten Blended-Verfahren. Einigermaßen ungeklärt sind dann noch die speziellen rechtlichen Fragen, wie sich einzelne MOOCs zum Beispiel mit dem deutschen Fernunterrichtsschutzgesetz vereinbaren.



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